„Der Advent ist die Zeit der Erwartung, der inneren Einkehr, aber auch die Zeit, um Dinge zum Abschluss zu bringen": Mit diesen Worten begrüßt Pfarrerin Claudia Frank Flechtdorfer und Gäste am Sonntagabend zur „Wiedereinweihung" der Klosterkirche nach aufwändiger Sanierung.
Sanierung der Flechtdorfer Klosterkirche abgeschlossen - Festgottesdienst weckt Hoffnung und Erwartungen
VON NATALIE VOLKENRATH
Diemelsee-Flechtdorf. „Der Advent ist die Zeit der Erwartung, der inneren Einkehr, aber auch die Zeit, um Dinge zum Abschluss zu bringen": Mit diesen Worten begrüßt Pfarrerin Claudia Frank Flechtdorfer und Gäste am Sonntagabend zur „Wiedereinweihung" der Klosterkirche nach aufwändiger Sanierung. Mehr als zweieinhalb Jahre mussten die Diemelseer auf diesen Tag warten und häufig auch selbst mit anfassen, damit ihr Gotteshaus in neuem Glanz erstrahlt. Umso fröhlicher stimmen sie daher in das Motto des Festgottesdienstes mit ein: „Macht hoch die Tür...".
„Großes Geschenk"
„Wir haben eine mühsame Zeit hinter uns. Allerdings habe ich die familiäre Atmosphäre der Gottesdienste im Gemeinde- und Dorfgemeinschaftshaus in den zwei Jahren schätzen gelernt ", betont Claudia Frank. „Als die Gemeinde im Juli bereits in die Kirche eingezogen ist, wusste ich aber schnell wieder, was gefehlt hat", lässt sie ihren Blick über helle Wände und Gewölbe sowie die im Zuge der Sanierung freigelegten Jahrhunderte alten Schätze schweifen (siehe Stichwort).
Rund 600000 Euro haben die Waldeckische Landesstiftung als Eigentümerin der Kirche, die Landeskirche und der Denkmalschutz investiert. 15000 Euro musste die Kirchengemeinde beisteuern, teils umgemünzt in Eigenleistung. Der offizielle Wiedereinzug in die rund 800 Jahre alte Basilika ist also ein ganz besonderer Tag und so wirken beim Gottesdienst besonders viele Flechtdorfer und Gäste mit.
„Herr, danke für dieses Haus. Stärke hier unseren Glauben", ruft Dekan Bernd Böttner als Vertreter des Kirchenkreises im Gebet dazu auf, sich in Gottes Haus zu versammeln. „Wir sind hier keine Gäste, sondern Gottes Hausgenossen", verweist er auf den Epheserbrief.
„Es ist ein großes Geschenk für eine Kirchengemeinde so einen Ort zu haben", hebt Pröpstin Elisabeth Schoenborn zu Beginn ihrer Predigt hervor. Deshalb „macht hoch die Tür und feiert Gottesdienst - denn, im Gottesdienst geht es darum, ein adventlicher Mensch zu werden." Ein Adventsmensch hoffe gegen alle Hoffnungen, sehe die Zeichen der Menschlichkeit und schöpfe daraus neue Kraft, betont die Pröpstin. „Für ihre Gottesdienste hier wünsche ich Ihnen, dass sie kommen dürfen wie sie sind und aufgerichtet wieder hinausgehen." Gegenseitige Hilfestellung, Frieden, Ruhe, Stille - diese
Erwartungen verbinden die Mitglieder des Kirchenvorstands in ihren Fürbitten mit dem Wiedereinzug in ihr Gotteshaus.
Geschichte weitererzählen
Musikalisch öffnen Posaunenchor, Männergesangverein und der Singkreis an diesem Abend die Tore zu den Herzen der Gottesdienstbesucher, bevor zum Dank an alle Beteiligten einige Grußworte gesprochen werden. „Dieses großartige Kulturdenkmal zeigt uns, dass auch im Wandel Kontinuität liegt", blickt Thomas Vorneweg als Vertreter der Landesstiftung zurück. „Die Klosterkirche soll ein Haus des Friedens sein - für uns und künftige Generationen", bittet er, alle Differenzen um den Umgang mit gefundenen Schätzen beizulegen.
„Durch liebe, Engagement und Ideenreichtum aller Beteiligten können wir die Geschichte des Klosters nun weitererzählen", würdigt Bürgermeister Volker Becker. „Natürlich bleiben immer Wünsche", räumt Kirchenvorsteher Ulrich Faß-Gerold ein, „aber sind nicht gerade in einer Kirche Wünsche und Erwartungen willkommen."
STICHWORT Sanierung
(nv). „Die Kirche wurde in den 70er-Jahren kaputt saniert", berichtet Diplom-Ingenieur Joachim Kepplin (Korbach), als die Türen der Flechtdorfer Klosterkirche im Mai 2006 für die Sanierung geschlossen werden. Die Bodenplatte aus Beton lässt keine Feuchtigkeit durch, so dass sich diese in Säulen und Mauerwerk hinaufzieht. Salze und Schimmelpilze machen dem rund 800 Jahren alten Bauwerk mit der im Landkreis einzigartigen Doppelturmfassade 15 Jahre lang zu schaffen, bis alle Genehmigungen vorliegen.
Die Arbeiten, die wenige Monate dauern sollen, ziehen sich schließlich bis Juli 2008 hin - insbesondere weil die Sanierung immer neue Schätze zu Tage fördert. Dazu zählen Ornamente aus dem 14. Jahrhundert sowie eine wahre Rarität: der mittelalterliche Lettner, der Mönchs- und Gemeindekirche trennte.
Schotterbett und Sandsteinplatten ersetzten inzwischen den alten Boden. Türen und Bänke sind gestrichen, die Wände so verputzt, dass die Ornamente durchschimmern. Die Klimaanlage und elektrische Fensteröffner sorgen für konstante Temperaturen (wir berichteten). Die Flechtdorfer warten nun auf einen Windfang und die Rückkehr der sanierten Orgel - und natürlich die Umnutzung des angrenzenden ehemaligen Benediktinerklosters durch den Förderverein.
Quelle: WLZ vom 9. Dezember 2008
Quelle: HNA vom 9. Dezember 2008
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