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Zurück in die Zeit der Mönche12.05.2007

DIEMELSEE-FLECHTDORF (nv). Dort, wo einst Mönchsgesang durch die Gänge schallte, wo Benediktiner in langen Kutten wissenschaftliche Literatur wälzten, häuft sich Stroh, knarren Treppen, verdeckt Unrat die Zeugnisse der Geschichte. 40 Jahre war das ehemalige Kloster Flechtdorf in Privatbesitz, 40 Jahre, in denen kaum jemand hinter die 1,50 Meter dicken Mauern schauen konnte.




Kloster Flechtdorf: Förderverein will mittelalterliches Gemäuer mit Leben füllen

Zurück in die Zeit der Mönche

DIEMELSEE-FLECHTDORF (nv). Dort, wo einst Mönchsgesang durch die Gänge schallte, wo Benediktiner in langen Kutten wissenschaftliche Literatur wälzten, häuft sich Stroh, knarren Treppen, verdeckt Unrat die Zeugnisse der Geschichte. 40 Jahre war das ehemalige Kloster Flechtdorf in Privatbesitz, 40 Jahre, in denen kaum jemand hinter die 1,50 Meter dicken Mauern schauen konnte. „Selbst viele Flechtdorfer kennen nur die Außenfassaden", berichtet Helmut Walter, Vorsitzender des im September gegründeten Fördervereins „Kloster Flechtdorf".

Mit dem Erwerb des knapp 4000 Quadratmeter großen Geländes im Zuge der Zwangsversteigerung am 4. Mai (wir berichteten) soll nun wieder Leben in die früheren Konventsgebäude einkehren. „Jetzt oder nie", fasst Walter die Strategie des Vereins zusammen - denn die Ausgangslage könnte nicht besser sein: Flechtdorf ist 2007 in die Dorferneuerung aufgenommen worden und die Region „Naturpark Diemelsee" bewirbt sich um Aufnahme in die europäische „Leader"-Förderung.
„Das Gelände können wir aus Sicherheitsgründen aber noch nicht öffentlich zugänglich machen", erläutert Kassierer Uwe Lutz-Scholten. Zunächst muss alles entrümpelt und mit Bezirksdenkmalpfleger Dr. Bernhard Buchstab genau unter die Lupe genommen werden. Darüber hinaus wollen Gemeinde und Förderverein dem ehemaligen Eigentümer Karl Schmidt möglichst schnell zu einer neuen Wohnung verhelfen, um überall freien Zugang zu haben.

„Bautechnische und kulturhistorische Fragen müssen geklärt werden. Das Kloster ist kein Objekt, das frei gestaltbar ist", macht Beisitzer Ulrich Faß-Gerold deutlich. Um ein Nutzungskonzept im Sinne des Denkmalschutzes zu erstellen, sind laut stellvertretendem Vorsitzenden Karl Baus, zugleich Vorsitzender des Diemelseer Geschichtsvereins, daher vielfältige Analysen notwendig. „Alte Pläne gibt es leider nicht mehr."

Zum Beispiel muss herausgefunden werden, wie viel der rund 1400 Quadratmeter großen Gebäudefläche brauchbar ist. „Vieles gut es zu schützen, aber ob es nutzbar ist?", fragt Baus und blickt sich im Gewölbe des Westflügels - es entstand vermutlich im 12. Jahrhundert - um. Allein die Räume zu heizen, würde viel Geld kosten. Der Kontakt zum Briloner Architekten Eckhard Lohmann, der die Sanierung des Klosters Bredelar begleitet, ist aber bereits hergestellt.

„ Unser Wunsch ist es, 2008 mit ersten Baumaßnahmen zu beginnen." Fördergelder, etwa von der Stiftung Denkmalschutz, bekomme jedoch nur, wer einen ordentlichen Plan vorlege, weiß der Experte. Die touristische Vermarktung ist dabei ein wichtiger Punkt. „Das Rezept für das Klosterbier können wir sicher noch brauchen", lächelt Lutz-Scholten.
Hinzu kommt, dass „Kultur, Kunst, Wissenschaft und Bildung das Klosterleben prägten", berichtet Baus. „In dieser Tradition sehen wir uns." Des Weiteren sollen soziale Aspekte bei der Wiederbelebung eine Rolle spielen. In den Klostergebäuden war einst Waldecks größtes Landeshospital untergebracht (siehe Hintergrund). Das Alten- und Pflegeheim „ Landeshospital" Flechtdorf gegenüber erinnert bis heute daran.

Aber auch die direkte Nähe zur Klosterkirche, die im Besitz der Waldeckischen Landesstiftung ist und derzeit aufwendig saniert wird, ist von Bedeutung: „Jetzt kommt zusammen, was zusammengehört", freut sich Baus. „Die neue Konstellation eröffnet ganz neue Möglichkeiten", ist Walter überzeugt. Bislang kann die Kirche nur eingeschränkt genutzt werden, da beispielsweise Toiletten fehlen.

Die 20 000 Euro für den komplett erhaltenen Westflügel, den halben Südflügel und das Rentmeisterhaus brachten die 125 Vereinsmitglieder mithilfe der Sparkassenstiftung, der Domanialverwaltung und der Gemeinde auf. Die Zukunft des Klosters liegt nun aber nicht mehr nur in ihren Händen, sondern vor allem in denen öffentlicher und privater Sponsoren.

„ Bisher wurde das Kloster kaum wahrgenommen", betont Faß-Gerold. „Am liebsten wäre uns, wenn die Flechtdorfer bald sagen: ,Das ist unser Kloster'", hofft Walter auf Identifikation mit dem Projekt - denn schon mit Blick auf die aufwendigen Aufräumarbeiten wäre es hilfreich, wenn die Neugier den ein oder anderen Helfer anlocken würde.

HINTERGRUND

Klostergeschichte prägt Flechtdorf

(nv). Flechtdorf zählt zu den ältesten Dörfern im Waldecker Land:
• erstmals 830. n. Chr. in einer Urkunde des Klosters Corvey erwähnt,
• 1101/02: Graf Erpo zu Paderborn gründet das Benediktinerkloster als Tochterkloster von Abdinghof,
• 14./15. Jahrhundert: Verschuldung,
• letzte Blüte 1505 bis 1526: Kloster wird restauriert,
• 1546: die zwei einzigen Mönche können Verwüstung durch westfälischen Landdrost nicht verhindern,
• letzter Abt wird 1580 vertrieben, das Kloster ist zerrüttet,
• 1555: Kloster geht auf dem Augsburger Religionsfrieden an den Grafen von Waldeck,
• Arme werden unterstützt und finden in Räumen Schutz,
• 1630: Restitutionsversuch scheitert,
• 1639: Gemäuer brennen ab,
• Georg Friedrich von Waldeck stellt das Kloster 1669 wieder her,
• sein Nachfolger Christian Ludwig richtet 1702 ein Hospital ein,
• die Klosterkirche mit der im Kreis einzigartigen Doppelturmfassade wird Gemeindekirche. Sie gehört der Waldeckischen Landesstiftung,
• der Wohn- und Lebensraum des Klosters (Klausur) geht 1969 in Privatbesitz eines Landwirts über,
• 4.5.2007: der Förderverein „Kloster Flechtdorf" ersteigert das knapp 4000 Quadratmeter umfassende Gelände.

Quelle: WLZ vom 12. Mai 2007


 

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