Sechs unterschiedliche Texte beim Vorleseabend im Kloster Flechtdorf vorgestellt.
Vielfalt der Literatur gezeigt
Sechs unterschiedliche Texte beim Vorleseabend im Kloster Flechtdorf vorgestellt
FLECHTDORF. Zum zweiten Mal hatte der Förderverein des Klosters Flechtdorf im stimmungsvollen Stein-Foyer Stühle und einen Tisch mit Leselampe aufgestellt. Alle Stühle waren besetzt mit Zuhörern, die den sechs Vorlesern lauschten.
Vorgestellt wurden sechs ganz unterschiedliche Texte. Dr. Jürgen Römer ist Historiker und gehört dem Förderverein an. „Wie Lilien leuchtet sein Lippenpaar, das feucht ist von fließendem Myrrhenöl", las er Verse aus dem Hohelied Salomons vor. Ein solcher Text in bildhafter Sprache, worin Liebende einander beschreiben, tiberrascht im „Buch der Bücher“ .
Der christliche Glaube wurde auch im Text angesprochen, den Annegret Walter vorlas. Die Frau des Fördervereinsvorsitzenden hatte den Leseabend organisiert und sich für eine Kurzgeschichte von Anton Tschechow entschieden. In der „Erzählung des Obergärtners“ wird ein hochgeachteter, uneigenniitziger Heiler ermordet. Ob der Mörder mit dem Tode bestraft werden soll, ist eine moralische Frage, die am Ende dem Leser gestellt wird.
Prof. Dr. Martin Rutzlaff richtet derzeit in Vasbeck die alte Schule für seine Großfamilie her. Die Wurzeln seiner Familie liegen aber jenseits der 0der-Neiße-Linie, wie auch bei Siegfried Lenz, der mit dem Erzählband „So zärtlich war Suleyken" die Mentaljtät der masurischen Seele charakterisiert. Schwere Kost dagegen brachte Claudia Lutz aus Vasbeck mit. Die Leiterin des Landesverbands Evangelischer Büchereien hatte sich für Stellen aus „Der lange Atem“ von Nina Jackie entschieden: Eineinhalb Jahre nach dem Tsunami in Fukushima fertigt ein Phantombild-Zeichner Zeichnungen von entstellten Leichen an, um den Angehörigen die Identifizierung schonender zu erleichtern. Aus der Ich-Perspektive beschreibt der Zeichner seine Erlebnisse.
Begeisterte Zuhörer
Als es danach still war im Raum, stand Helmut Walter auf und lenkte die Stimmung mit der „Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann in eine andere Richtung. Der Fördervereinsvorsitzende war selbst Vermesser und las das Kapitel „Der Garten“ vor. Die lustigen Dialoge waren Walter aus seinem eigenen Berufsleben nicht fremd. Aus einem populären Werk, das zum Schmunzeln einlädt‚ las Hiltrud Lahme aus Stormbruch vor. Die Korbacher Standesbeamtin kennt das Klosterfoyer gut, weil sie hier schon manche Trauung durchgeführt hat. Ihre Wahl fiel auf Hape Kerkelings Bestseller „ich bin dann mal weg“, einen flapsigen Reisebericht des Entertainers auf dem Jakobsweg.
In der Pause und am Ende bot Annegret Walter den begeisterten Zuhörern Häppchen und selbst gemachte Pralinen an. Am bundesweiten Vorlesetag will sich der Förderverein auch nächstes Jahr wieder beteiligen. Und vielleicht landet das eine oder andere vorgestellte Buch Ja unter dem Weihnachtsbaum.
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