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Förderverein
Kloster Flechtdorf e.V.

Geschichte > Baugeschichte > Bodenforschung

 

Bodenradarmessungen 2012
Auszug aus der archäologischen Bewertung der Ergebnisse

Im August 2012 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Klosters in Flechtdorf, Gemeinde Diemelsee, Landkreis Waldeck-Frankenberg eine Gesamtfläche von 1.408 m2 mittels Bodenradarprospektion untersucht. Wesentliches Ziel der Untersuchung war die Detektion archäologischer Strukturen, die Informationen zum Chor der Klosterkirche, zum ehemaligen Kreuzgang bzw. zum Ostflügel des Klosters geben könnten. Die archäologische Interpretation er Untersuchungsergebnisse dient als Basis für eine Beurteilung es Geländes im Zuge der baugeschichtlichen Erforschung des Gesamtensembles.

In den Tiefenscheiben der Bodenradarprospektion bilden sich vielfältige Strukturen modernen und historischen Ursprungs, wie die moderne Oberflächengestaltung oder moderne Bodeneingriffe ab. Entsorgungsinstallationen an der Oberfläche, wie z. B. Gullideckel können vor allem zu linearen Anomalien in Bezug gesetzt werden, die damit als Leitungen oder Kanäle angesprochen werden können. Sind für entsprechende Lineamente keine Bezüge ur modernen Infrastruktur vorhanden, ist eine Zuweisung zu historischem Baubestand n Form von Mauern bzw. Fundamenten naheliegend. Flächige inhomogene Bereiche erhöhter Reflexionsenergie können als kompaktierte (Schutt-)schichten oder als alte Oberflächen angesprochen werden. Enthalten diese Schichten Zonen mit eher niedriger Reflexionsenergie, s sind diese als Eingrabungen zu interpretieren, in die vermutlich weniger kompaktes Material verfüllt wurde. Nachfolgend sollen die Ergebnisse in drei Tiefenbereiche gegliedert dargestellt werden. Die drei Tiefenbereiche haben unterschiedliche Mächtigkeiten und sind nach jeweils charakteristischen Anomalien bzw. Wechseln im Erscheinungsbild ausgewählt.

Die oberen Tiefenscheiben enthalten vor allem oberflächige oder oberflächennahe Strukturen, wie z. B. die Asphaltdecke der Hofeinfahrt, das heutige gepflasterte Wegesystem sowie die geschotterten bzw. verdichteten Bereiche des Klosterhofes, der sich von dem östlich anschließenden Wiesengelände unterscheiden lässt. Hinzu kommen kleinere stark positive Anomalien, die auch in größerer Tiefe nachzuweisen sind und durch einzelne größere Steine oder im Einzelfall auch durch Kanaldeckel hervorgerufen werden.

In den Tiefenscheiben des mittleren Messwertebereiches sind schmale positive Lineamente zu erwähnen, die als Leitungen oder Kanäle angesprochen werden können und die zum Teil einen räumlichen Bezug zu oberflächig sichtbaren Installationen (Kanaldeckel) aufweisen. Des Weiteren enthält dieser Tiefenbereich eine annähernd rechteckige Struktur, die durch stark positive Lineamente begrenzt ist und einen homogen negativen Bereich einschließt. Eine Ansprache als ummauerter moderner Bodeneingriff mit nachträglicher lockerer Verfüllung ist hierfür wahrscheinlich. Darüber hinaus sind in den entsprechenden Tiefenscheiben zahlreiche stark positive, teilweise unregelmäßig geformte Anomalien ohne
einen augenfälligen Lagebezug enthalten, bei denen es sich vermutlich um kleinere verdichtete Bereiche handelt, für die eine archäologische Relevanz nicht auszuschließen ist.

Ausnahmen bilden einige Strukturen östlich der Kirche, für die eine Ansprache als Fundamente möglich erscheint. Am Westrand des Innenhofes ist entlang des Westflügels ein längliches Areal mit leicht erhöhten Hintergrundwerten vorhanden, das ebenfalls als ein verdichteter Bereich anzusprechen ist, dessen Zugehörigkeit zum Kreuzgang wahrscheinlich ist.

In den Tiefenscheiben des unteren Tiefenbereiches lassen sich einige moderne Strukturen nachweisen. Gleichzeitig enthalten die Tiefenscheiben die meisten Anomalien mit einer mutmaßlichen bauhistorischen Relevanz. Im Süden des Hofes ist ein klar begrenzter inhomogener Bereich stark erhöhter Messwerte vorhanden, bei dem es sich um ein verdichtetes Areal bzw. vermutlich um eine verfüllte Güllegrube handelt. Zudem können in den unteren Tiefenscheiben nochmals positive bis schwach positive Lineamente erfasst werden, bei denen es sich mutmaßlich um moderne Leitungen handelt, da sie einen Lagebezug zu eingemessenen Gullideckeln aufweisen.

Zu den bauhistorisch relevanten Strukturen gehören annähernd rechteckige Bereiche mit leicht inhomogenen Messwerten, die teilweise von stark positiven Lineamenten eingefasst werden. Diese Bereiche sind am ehesten mit dem Standort ehemaliger Gebäude in Verbindung zu bringen. Dies gilt für den Bereich im Nordosten der Messfläche, in dem obertägig noch Mauern erkennbar sind, weiterhin für eine Zone im Bereich des ehemaligen Ostflügels und für einen rechteckigen kleineren Bereich im Nordosten des im Kataster um 1850 eingezeichneten Ostflügelgebäudes. Vermutlich handelt es sich hierbei um Schuttansammlungen oder um alte Böden bzw. Oberflächen, die zum Teil von Fundamenten eingerahmt werden. Augenfällig sind in diesem Tiefenbereich vor allem die zahlreichen positiven bis stark positiven linearen Anomalien, für die eine Ansprache als Mauern bzw. Fundamente naheliegend ist. Für diese Mauern gelingt in zahlreichen Fällen eine Zuordnung zu historischen Baukörpern mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten. So ist mit einer gewissen Sicherheit im unteren Tiefenbereich die östliche, ein kleiner Teil der südlichen und westlichen Fundamentsmauer für die Arkaden des Kreuzganges erkennbar.

Östlich anschließend sind vier Nord-Süd verlaufende Mauern in Verbindung mit weiteren Relikten ehemaliger Bebauung vorhanden. Es dürfte sich hierbei um Reste des Ostflügels des Klosters handeln. Eine eventuelle Mehrfasigkeit kann hier nicht ausgeschlossen werden.

In Verbindung mit den Eintragungen des Katasters um 1850 können dem 1890 abgerissenen Ostflügel die eher schmalen, teilweise heute noch sichtbaren Mauern zugewiesen werden. Die eher breiteren Fundamente mit entsprechender Ausrichtung könnten zusammen mit dem rechteckigen Schuttbereich eventuell den Grundriss eines Vorgängerbaues darstellen. Bei einem Vergleich der Tiefenerstreckung beider Mauertypen innerhalb der Profile) reichen die breiten Lineamente tiefer als die schmalen.

Für das heute noch im Wiesengelände sichtbare Gebäude im Nordosten der Messfläche gelingt der Nachweis weiterer Fundamentbestandteile der Binnengliederung. Darüber hinaus lässt sich auch ein Teil der sichtbaren Mauern in den Tiefenscheiben wiederfinden. Für eine weitere stark positive Anomalie südlich dieses Gebäudes lässt sich eine räumliche Übereinstimmung mit einem Gebäude im Kataster um 1850 finden.

Östlich der heutigen Ostfassade der Kirche wurden ebenfalls einige Mauerstrukturen erfasst. Aufgrund der starken Zergliederung der entsprechenden Anomalien ist eine klare Zuweisung zu einzelnen Baugliedern der Klosterkirche nicht möglich. Es ist nicht auszuschließen, dass der überwiegende Teil des zweifach abgewinkelten Fundamentstückes zu einem ursprünglich weiter nach Osten reichenden Langhaus gehört, oder gar den südlichen Teil eines ehemaligen hypothetischen Querschiffes darstellt8. Für ein nach Osten verlängertes Langhaus spricht die Tatsache, dass der Zugang zwischen Kirche und Kreuzgang im Bereich des Langhauses und nicht eines Querschiffes der Basilika liegen müsste. Für ein über die eigentliche Breite der Kirche hinausragendes Querschiff gibt es keine Anhaltspunkte.

Für den bei einem Brand im Jahr 1639 zerstörten Chor können nur wenige Strukturen angeführt werden, die von ihrer Position für eine Zugehörigkeit infrage kommen würden. 

Am südlichen Rand der Messfläche innerhalb der Hofeinfahrt ist eine West-Ost verlaufende positive Anomalie erkennbar, die zusammen mit den nördlich und südlich angrenzenden Bereichen mit negativen Messwerten eventuell als südlicher Abschluss der ehemaligen Klosterbebauung zu sehen ist.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass anhand der Messergebnisse der Bodenradaruntersuchung zahlreiche Strukturen erfasst werden konnten, die mit dem historischen Baubestand in Verbindung gebracht werden können. Damit können dem heute noch bestehenden West- und Südflügel des Klosters und der zugehörigen Klosterkirche im Norden neue Informationen über den Aufbau des Ostflügels angeschlossen werden. Darüber hinaus wurden Anhaltspunkte für die Konstruktion und Lage des Kreuzganges ermittelt. Für das heute noch teilweise sichtbare Gebäude im Nordosten des Hofgeländes konnten weitere Informationen über die Binnengliederung geliefert werden. Abschließend wurden östlich der Kirche weitere bauliche Reste identifiziert, die einerseits ein nach Osten verlängertes Langhaus nahelegen, zum anderen zum ehemaligen östlichen Abschluss der Kirche (Chor) gehört haben könnten. Die Zuweisung der Anomalien zu bestimmten Baugliedern der Kirche kann aufgrund des Erhaltungszustandes nur ansatzweise vorgenommen werden.

Tiefenscheibe 84-100 cm mit Radarechos

Interpretation der Ergebnisse

Rekonstruktionsversuch des mittelaterlichen Grundrisses

Während Kreuzgang und Ostflügel mit einiger Sicherheit konstruiert werden können, bleibt der Grundriss des Chores spekulativ. Hier kann vermutlich nur eine Grabung neue Erkenntnisse liefern.

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